„Sie trafen im richtigen Moment die richtige Entscheidung“ - Vortrag über die wahre Geschichte von „Schindlers Liste“

Am 18. Oktober durfte das Gymnasium Schönau eine besondere Besucherin empfangen. Die Autorin und Dozentin Erika Rosenberg hielt für die SchülerInnen der neunten bis zwölften Klasse einen Vortrag über ihre „beste Freundin“ Emilie Schindler, die Frau des bekannten Oskar Schindler. Obwohl sie mit ihm zusammen 1200 Juden vor dem sicheren Tod rettete, geriet sie beim Erzählen dieser Geschichte häufig in den Hintergrund. Dies möchte Erika Rosenberg ändern, indem sie ein Buch über die wahre Geschichte von „Schindlers Liste“ schrieb, in welchem Emilie Schindler als Erzählerin auftritt.

Frau Rosenberg lebt in Argentinien, wo sie auch Emilie Schindler kennenlernte, ist aktuell aber für einige Wochen in Europa, unter anderem, um in Schulen Lesungen zu halten. Dass auch die SchülerInnen des Gymnasium Schönau die Chance auf diese „einmalige Erfahrung“ bekamen, wurde von der Konrad-Adenauer-Stiftung ermöglicht, mit der das Gymnasium Schönau in anderen Bereichen wie Demokratieprojekten bereits zusammenarbeitete.

Bevor in die Vergangenheit der Schindlers eingetaucht wurde, erzählte die Autorin aus ihrer eigenen Vergangenheit. Ihre Eltern waren vor der Verfolgung in Nazideutschland nach Südamerika geflohen, wo Erika Rosenberg 1951 geboren wurde. Dass ihre Eltern nie über ihre Vergangenheit sprachen, weckte ihr Interesse an Geschichte. Im Rahmen von Recherchen zu einem Buch über die Einwanderung nach Argentinien lernte sie Emilie Schindler kennen, freundete sich mit ihr an und beschloss mit ihr zusammen, über deren Geschichte zu schreiben. Nun erzählt sie diese auch den SchülerInnen, teilweise mithilfe echter Fotografien beispielsweise aus Oskar Schindlers Jugend, teilweise durch Vorlesen von Passagen aus ihrem Buch. Die Geschichte beginnt nach Erika Rosenberg im Jahr 1935. Zu diesem Zeitpunkt sind Emilie und Oskar Schindler bereits verheiratet und Oskar Schindler tritt eine Stelle beim Geheimdienst des Deutschen Reichs an. Diese verhilft ihm zu guten Beziehungen zu einflussreichen Offizieren, die ihm die Übernahme einer Fabrik ermöglichen. Damit war der Grundstein für die Rettung von 1200 Juden gelegt, die in seiner Firma Zwangsarbeit verrichten mussten. Sie erhielten dort ausreichend Nahrung, die Emilie vom Schwarzmarkt besorgte, und Kranken wurde geholfen. Als die „Endlösung der Judenfrage“ vom NS-Regime immer nachdrücklicher verfolgt wurde, brachte das Ehepaar Schindler die bei ihnen beschäftigten Juden auf dem Gelände ihrer Fabrik unter. Diese Hilfen hätten Emilie und Oskar Schindler bei Bekanntwerden vermutlich das Leben gekostet. Außerdem wandten sie für Bestechungsgelder und die Versorgung von 1200 Menschen nahezu ihr gesamtes Vermögen auf, das sie durch die Fabrik gewannen und das viele andere einfach eingesteckt hätten. Doch dabei war Frau Rosenberg sehr wichtig zu betonen, dass gerade Oskar Schindler wie jeder Mensch auch Schwächen hatte. Er fälschte in seiner Jugend seine Zeugnisse und schwänzte oft die Schule, bevor er sie schließlich abbrach. Die Mitgift, die er durch die Hochzeit mit Emilie erhielt, verprasste er und einige Zeit war er sogar selbst Mitglied der NSDAP. Seine Geschichte zeigt, dass „in jedem von uns [..] die Möglichkeit“ ist, „im richtigen Moment die richtige Entscheidung zu treffen“ und „Großes zu tun“, so Erika Rosenberg.

Mit der Mischung aus vielen Fotos, detailreichen Erfahrungsberichten von Emilie Schindler aus dem Buch und der Möglichkeit, während des Vortrags Fragen zu stellen, schaffte es Frau Rosenberg tatsächlich, die Geschichte ein Stück weit zum Leben zu erwecken und ihr Publikum zu fesseln.

Die Botschaft ihres Vortrags war für sie eine „Botschaft der Versöhnung“ an das Land, aus dem ihre Eltern einst fliehen mussten, aber gleichzeitig eine Erinnerung daran, dass man „nur mit dem Herzen“ gut sehe, welches bei jedem Menschen die gleiche Farbe habe, „nur die Verpackung“ sei anders. Daraus folgt, dass die heutige Jugend die Aufgabe hat, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, um eine Wiederholung zu vermeiden und sich dafür einzusetzen, Zivilcourage zu zeigen und aus der heutigen Welt etwas Besseres zu machen.